Direkt aus dem Vorlesungssaal ins Auto gesetzt, ging es am Mittag des 6. Juni für mich los – aus Hannover nach Zwickau. Auf dem Weg machte ich noch auf dem Segelfluggelände Wilsche halt, um mein Flugzeug für den Wettbewerb - den Discus 2a von Nico Klingspohn – anzuhängen. Mit dem Flugzeug hatte ich im Vorjahr erfolgreich an der Senioren Qualifikationsmeisterschaft in Rotenburg Wümme teilgenommen und wollte meine positiven Erfahrungen auch gleich in die neue Umgebung nach Zwickau mitnehmen.
Allgemein war vieles neu. Rotenburg im Vorjahr war abseits von zwei D-Kader Trainingslagern meine einzige Wettbewerbserfahrung – und auch in diesem Jahr hatte ich mich aufgrund meines Studiums nicht optimal vorbereiten können. Daher war der Plan alle drei Trainingstage in Zwickau mitzunehmen, um das Gelände etwas kennenzulernen und als Neuling wieder gut in den Wettbewerbsalltag zu kommen.
Glücklicherweise konnte sich Simon Berkhahn aus meinem Verein ebenfalls für die DM qualifizieren. Zusammen mit ihm und unseren drei Helfern Volker, Justus und Merlin bauten wir ein gemeinsames Lager mit ordentlicher Ausstattung auf. Neben einem großen Shelter und einer guten Küchenausstattung zählten Kaffeevollautomat und Spülmaschine zu den absoluten Highlights.
In den drei Trainingstagen hakten Simon und ich die Dokumentenkontrolle, Referenzwägung und die ersten Eingewöhnungsflüge ab. Am Abend vor dem Eröffnungsbriefing überredete Simon Justus und mich zu einer größeren Joggingrunde, bei der mir klar wurde, dass Zwickau doch deutlich hügeliger war, als ich es vom norddeutschen Flachland und der Heide gewohnt war. Flugerfahrung in solchen Gebieten, auch mit den umliegenden Gebirgszügen, hatte ich noch nicht.
In den ersten Wertungstagen bemerkten wir recht bald, warum Zwickau und die direkte Umgebung unter Thermik suchenden scherzhaft Bermuda-Dreieck genannt wird. Die umliegenden Gebirgszüge, besonders der Thüringer Wald und das Erzgebirge, scheinen das gute Wetter förmlich abzusaugen. Während der Himmel morgens über Zwickau noch blau war, standen über dem Erzgebirge am Horizont bereits kräftige Aufreihungen. Wir wurden dafür mehrfach mit Schauern belohnt, die pünktlich zur Startbereitschaft gegen 12 Uhr den Flugplatz erreichten und sich im Luv immer wieder neu aufzubauen schienen.
Ich habe in diesem Wettbewerb schnell den Unterschied zwischen thermisch überlegtem und taktischem Fliegen bemerkt. Am ersten Wertungstag flogen Simon, Meike und ich gemeinsam als Erstes über die Startlinie. Ich schien an den ersten beiden Wertungstage schlecht getankt zu haben, denn die beiden in ihren Ls8ten haben mich sowohl im Vorflug, als auch im Steigen, gut abgehängt. So trennten sich bereits im ersten Bart unsere Wege und ich flog – etwas tiefer – meinen eigenen Weg. Ich flog die restliche Aufgabe völlig alleine ab und traf bis zur Landung keinen anderen Segelflieger in der Luft. Später in der Wertung zeigte sich, dass der Pulk über eine halbe Stunde später abgeflogen war. Ich bin für meine Verhältnisse gut geflogen, landete aber auf Platz 32 von 40.
Anders lief es an Tag 6 (Wertungstag 3). Das Wetter war, wie auch in den drei Tagen zuvor, schlechter als vorhergesagt. Der Himmel klarte erst zum Mittag auf, die Thermik war unklar und die Aufgabe klein. Heute hieß es rumkommen oder verlieren. Ich flog den gesamten Flug mit vielen Wettbewerbern zusammen und orientierte meine Entscheidungen an den mir vorfliegenden Piloten und den mir am besten erscheinenden Linien. Platz 12.
Am Folgetag flog ich wieder gemeinsam mit Meike und wir tauschten uns über unseren Flugweg aus. Nach einem aus meiner Sicht guten Abflug – etwa zwei Drittel des Teilnehmerfeldes waren direkt vor uns – lösten sich ein paar Wolken unmittelbar über uns auf und schnell waren wir dem Boden nahe. Während der Großteil des Teilnehmerfeldes die Basis erreicht hatte, mussten wir in schattiges Gebiet vorfliegen und kurbelten eine Weile in 0,5 Metern herum. Ich war ungeduldig und drängte dazu weiterzufliegen, in der Hoffnung einen besseren Bart aus dem Nichts zu finden. Meike wollte bleiben, doch ich flog ab. Das Resultat meiner Ungeduld folgte prompt: Letzter Platz.
Mit einem guten Ergebnis an Tag 7 hatte sogar die Chance auf eine Top 10 Platzierung bestanden, denn auch der letzte Wertungstag brachte mir einen guten zwölften Platz. So schnell kann es gehen. Am Ende habe ich die DM nach den fünf Wertungstagen mit Platz 31 abgeschlossen. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden und auch mein Ziel, alles mitzunehmen und zu lernen, konnte ich erfüllen.
Abschließend möchte ich mich besonders bei Volker, Justus, Merlin, allen weiteren Helfern und dem Aero-Club Zwickau für die Organisation und den schönen Wettbewerb bedanken. Ich komme gerne wieder, wenn ich darf.
Von Tim Bauer